Leipzig/Berlin, 6. Juli 2016: Statt eines beworbenen Kredits ohne SCHUFA erhalten Verbraucherinnen und Verbraucher kostenpflichtige Prepaid-Karten. Auf die versprochenen Kredite warten sie teils vergeblich. Das niederländische Unternehmen GlobalPayments BV wirbt auf mehreren Internetseiten mit "SofortKrediten" bis zu 6.499 Euro. Verbrauchern wird hier zugleich eine Prepaid-Karte vermittelt, die nur funktioniert, wenn Geld aufgeladen wird. Über das Frühwarnnetzwerk des Marktwächters Finanzen sind dazu bereits Beschwerden aus zehn Bundesländern eingegangen. Die Marktwächterexperten warnen Verbraucher und prüfen weitere Schritte gegen das Unternehmen.
Auf den Internetseiten www.mastercredit.de und www.sorglosduo.de bietet GlobalPayments ein Kombipaket an: Verbraucher können eine "MasterCard Gold" in Verbindung mit einem "SofortKredit" in Höhe von bis zu 6.499 Euro beantragen. "Die Werbung für beide Produkte wird dabei gezielt vermischt. Auf diese Weise wird den Verbrauchern suggeriert, dass nicht nur die Prepaid-Karte, sondern auch das Darlehen sofort und auch bei einem negativen SCHUFA-Eintrag erhältlich sei", so Dr. Carmen Friedrich, Teamleiterin des Marktwächters Finanzen bei der Verbraucherzentrale Sachsen.
KREDITVERGABE IST NICHT SICHER
Mit Werbebotschaften wie "100% Zuteilung auch bei negativer Schufa, Arbeitslosigkeit oder geringem Einkommen" werden gezielt einkommensschwache Verbraucher angesprochen. Ob diese den Kredit tatsächlich bekommen, ist jedoch fraglich, da GlobalPayments die Anfrage lediglich an Kreditinstitute weiterleitet. Diese entscheiden dann, ob und zu welchen Bedingungen Verbraucher ein Darlehen bekommen.
PREPAID-KARTE HILFT VERBRAUCHERN NICHT
"Unabhängig davon, ob Verbraucher den gewünschten Kredit erhalten oder nicht sie haben in jedem Fall eine Prepaid-Karte bestellt. Aus unserem Frühwarnnetzwerk sind zahlreiche Fälle bekannt, bei denen Betroffene von der Werbung in die Irre geführt wurden. Sie hofften auf einen Kredit und blieben auf der Karte sitzen. Diese nützt ihnen nicht viel, da sie auf Guthaben-Basis funktioniert. Der Verbraucher kann nur Geld ausgeben, das er zuvor auf die Karte geladen hat", erläutert Friedrich.
HOHE KOSTEN UND INKASSOFORDERUNGEN
Über Fußnoten und schwer auffindbare Hinweise informiert GlobalPayments auf den Internetseiten zu den Bedingungen für den Erhalt von Kredit und "MasterCard Gold". Dort wird beispielsweise erläutert, dass es sich bei dieser Karte nur um eine "Prepaid-Kreditkarte" handelt. Klicken Verbraucher auf den Button "Jetzt ohne SCHUFA anfordern" kommt neben der Kreditanfrage eine Bestellung dieser Karte zustande. "Verbraucher werden dann aufgefordert, sie zu bezahlen und das nicht zu knapp", so Friedrich. Die Ausgabegebühr beträgt 49,90 Euro zuzüglich zehn Euro für den Versand, die Kosten sind per Nachnahme beim Postboten zu entrichten. Darüber hinaus können weitere Entgelte wie zum Beispiel eine Jahresgebühr anfallen.
"Verbraucher, die die Bestellung widerrufen wollten oder die Sendung beim Postboten einfach nicht annahmen, erhielten Inkassoforderungen vom Drei- bis Vierfachen des ursprünglichen Betrages. Auch korrekte Widerrufe wurden vom Anbieter abgelehnt. Begründung: Der Widerruf sei nicht fristgemäß erfolgt", berichtet Friedrich aus dem Frühwarnnetzwerk des Marktwächters Finanzen. Dass die Aussage des Anbieters nicht immer stimmt, zeigt ein Fall der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die das Unternehmen bereits erfolgreich abgemahnt hat.
MARKTWÄCHTER-TEAM WARNT
"Zunächst wollen wir die Verbraucher ausdrücklich vor den Angeboten von GlobalPayments warnen. Gerade Menschen, die keinen Kredit bei einer Bank oder Sparkasse bekommen, werden gezielt gelockt. Einen Kredit erhalten sie jedoch unter Umständen nicht, dafür aber eine für sie nutzlose Prepaid-Karte", so Friedrich. Um dieses Marktverhalten zu unterbinden, werden nun weitere Schritte gegen das Unternehmen geprüft. Betroffene Verbraucher können sich an eine Verbraucherzentrale in ihrer Nähe wenden.
Der Marktwächter Finanzen ist ein Projekt, mit dem der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen den Finanzmarkt aus Perspektive der Verbraucher beobachten. Hierfür werden Beschwerden und Beratungen von Verbrauchern aus allen 16 deutschen Verbraucherzentralen über ein Frühwarnnetzwerk systematisch ausgewertet. Zudem werden empirische Untersuchungen durchgeführt. So können Schwachstellen und Fehlentwicklungen erkannt, Verbraucher frühzeitig gewarnt und Aufsichts- und Regulierungsbehörden bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Insgesamt untersuchen fünf Schwerpunkt-Verbraucherzentralen den Finanzmarkt: Baden-Württemberg (Geldanlage und Altersvorsorge), Bremen (Immobilienfinanzierung), Hamburg (Versicherungen), Hessen (Grauer Kapitalmarkt) und Sachsen (Bankdienstleistungen und Konsumentenkredite). Der Marktwächter Finanzen wird durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gefördert. www.marktwaechter.de/finanzen
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.