Nahrungsergänzungsmittel vom Arzt können falsche Erwartungen wecken

Pressemitteilung vom
Verbraucherzentrale Sachsen sieht Gratisproben kritisch

Verbraucherzentrale Sachsen sieht Gratisproben kritisch

Off

Eine aktuelle Umfrage der Verbraucherzentralen zeigt, dass Verbraucher oft von ihrem Arzt in der Sprechstunde Gratisproben von Nahrungsergänzungsmitteln erhalten. "Das kann als Verstoß gegen das Berufsrecht für Ärzte gewertet werden", so Dr. Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale Sachsen. Denn nicht nur der Verkauf, sondern auch die bloße Werbung für Nahrungsergänzungsmittel – wie auch die kostenlose Abgabe – sind grundsätzlich untersagt. "Eine Arztpraxis darf kein Krämerladen für Gesundheitsprodukte sein. Wirtschaftliche Interessen am Verkauf bestimmter Mittel muss der Arzt von seinem Heilauftrag trennen", so Dr. Brendel weiter. Außerdem können Gratisproben für Nahrungsergänzungsmittel aus der Arztpraxis falsche Erwartungen beim Patienten wecken.

Die Verpackungen und Produkte selbst sind oft ähnlich aufgemacht wie Medikamente. Dabei unterscheiden sich Nahrungsergänzungsmittel gravierend von Arzneimitteln: Sie sind Lebensmittel, die lediglich die allgemeine Ernährung ergänzen sollen. Arzneimittel sind dagegen dazu bestimmt, Krankheiten zu heilen, zu lindern und vorzubeugen und werden behördlich auf Sicherheit und Wirksamkeit geprüft und zugelassen. Patienten die vom Arzt Proben erhalten, könnten dann solche Erwartungen an Nahrungsergänzungspräparat haben, die diese jedoch nicht erfüllen können und sollen. "Vorsicht ist dann geboten, wenn der Arzt auf ein ganz bestimmtes Mittel drängt und nur dieses angeblich in Frage kommt", rät Dr. Birgit Brendel. "Es liegt dann Nahe, dass hinter dieser Empfehlung auch ein gewerbliches Interesse des Arztes liegt." Betroffene Verbraucher können sich in solchen Fällen bei der Verbraucherzentrale beschweren oder sich direkt an die Ärztekammer ihres Bundeslandes wenden.

An der nicht repräsentativen Umfrage der Verbraucherzentralen vom 10.03.2017 bis zum 19.04.2017 beteiligten sich 435 Verbraucher. Die ausführlichen Ergebnisse gibt es auf http://www.verbraucherzentrale.de/produktwerbung-bei-aerzten.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.
Illustration einer Frau mit erhobenem Zeigefinger neben einem Smartphone, das ein Medikamentenbehälter zeigt. Ein Pfeil führt vom Bildschirm zu einem Glas mit ähnlichen Pillen, das mit dem roten Stempel "FAKE" markiert ist. Auf der rechten Seite steht in einem roten Balken das Wort "WARNUNG".

Warnung: Gesundheitswerbung für Mania Concept - Energy Pearls

Mehrere Verbraucher:innen haben der Verbraucherzentrale NRW die irreführende Werbung zu angeblich heilenden Glasperlen gemeldet. Die Gesundheitsversprechen für „Energy Pearls“ sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar.
Reichstagsgebäude in Berlin, Foto: Fotolia.de - niroworld

Bilanz des vzbv ein Jahr vor der Wahl: Ampel muss offene Projekte anpacken

Der Ampelkoalition bleibt nur noch ein Jahr Zeit, um verbraucherpolitische Vorhaben umzusetzen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bewertet in seiner Regierungsbilanz die aktuellen Erfolge und zeigt auf, wo die Bundesregierung dringend aktiv werden muss.

Musterfeststellungsklage gegen Saalesparkasse

Die in Halle/Saale ansässige Saalesparkasse hat Prämiensparern nach Ansicht des vzbv jahrelang zu geringe Zinsen gezahlt. Dabei geht es häufig um Tausende von Euro. Der vzbv hat die Saalesparkasse verklagt, um den Sparern zu ihrem Recht zu verhelfen.

Inzwischen hat der Bundesgerichtshof (BGH) das abschließende Urteil gesprochen. Betroffene können sich auf erhebliche Nachzahlungen freuen.