ELTIFs: Neue Anlageform mit Tücken

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Eine Investition in "European Long-Term Investment Funds" (ELTIFs) klingt verlockend. Seit Anfang 2024 dürfen auch Kleinanleger:innen investieren. Doch die Anlageform, bei der Sie Geld in nicht börsennotierten Unternehmen oder Infrastrukturprojekten anlegen, birgt erhebliche Risiken.
Ein Mann sitzt am Laptop und schaut sich die Aktienkurse an.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Seit Januar 2024 können auch Kleinanleger einfacher in "European Long-Term Investment Funds", kurz ELTIFs, investieren.
  • Bis dahin mussten Anleger unter anderem mindestens 10.000 Euro investieren und mehr als 100.000 Euro Vermögen besitzen. Damit waren viele Kleinanleger außen vor.
  • Mit ELTIFs legen Sie Ihr Geld langfristig in nicht börsennotierte Unternehmen oder Infrastrukturprojekte an. Dies wird zum Teil schon ab 25 Euro im Monat angeboten.
  • Das Angebot an ELTIFs ist in den letzten Monaten stark gestiegen: Allein 2024 kamen laut der Ratingagentur Scope 55 neue ELTIFs auf dem Markt, im Oktober 2025 waren es schon mehr als 150.
  • Doch Vorsicht: Nach Ansicht der Verbraucherzentralen eignen sich ELTIFs für Privatanleger:innen nicht zum Vermögensaufbau oder zur Altersvorsorge.
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Was sind ELTIFs?

"European Long-Term Investment Funds", kurz ELTIFs sind Fonds, die langfristig in Sachwerte investieren. Dazu gehören

  • Wind - oder Solarparks,
  • Infrastrukturprojekte wie Flughäfen oder Telekommunikationsnetze,
  • nicht börsennotierte Unternehmen (Private Equity) oder
  • Kreditfonds (Private Debt), also Kredite von Fondsgesellschaften an Unternehmen.

Geschlossene ELTIFs können eine Laufzeit bis zu 30 Jahren haben. Während dieser Laufzeit können Anleger:innen ihre Anteile in der Regel nicht zurückgeben. Bei offenen ELTIFs müssen Sie die Anteile meist mindestens 24 Monate halten und haben eine einjährige Kündigungsfrist. Ein Verkauf an der Börse ist nicht möglich, da ELTIFs nicht börsengehandelt werden.

Ein ELTIF darf bis zu 20 Prozent seines Vermögens in eine einzelne Anlage investieren. Durch die Risikostreuung auf mindestens fünf Objekte wird das Risiko eines Totalverlustes etwas reduziert. In der Praxis sind es in der Regel aber mehr als fünf Objekte. So investiert beispielsweise der Fonds klimaVest in 45 Anlagen in sechs EU-Ländern und hat inzwischen mehr als 1,7 Milliarden Euro an Geldern eingesammelt.

Ein ELTIF ist jedoch weit entfernt von der Streuung in einem ETF, also einem börsengehandelten Indexfonds. So ist beispielsweise ein ETF, der den Index MSCI World abbildet, in mehr als 1.300 Unternehmen aus 23 Industrieländern investiert. Andere ETFs sind noch breiter gestreut, weil sie auch Aktien von Schwellenländern umfassen. So sind es beim MSCI All Countries World rund 2.500 und beim FTSE All-World sogar mehr als 4.200 Unternehmen.

Warum wurde die Regelung zu ELTIFs geändert?

Bis Januar 2024 war es für Kleinanleger schwierig, in ELTIFs zu investieren. Zu hoch waren die Zugangshürden. Sie mussten mindestens 10.000 Euro anlegen und ein Vermögen von über 100.000 Euro nachweisen, um überhaupt investieren zu dürfen.

Mit der EU-Verordnung, die seit Januar 2024 gilt, haben sich die Regeln für ELTIFs deutlich geändert.

  • Die Mindestanlagesumme wurde abgeschafft.
  • Ein Vermögensnachweis ist nicht mehr erforderlich.
  • Fondsmanager haben mehr Flexibilität bei der Gewichtung einzelner Anlagen.

Die Reform zielt darauf ab, langfristige Investitionen in die Realwirtschaft zu fördern.

Womit werben Anbieter von ELTIFs?

Aufgrund der neuen Regelungen werden ELTIFs verstärkt beworben. Anbieter betonen, dass Anleger schon mit kleineren Beträgen in nicht börsennotierte Unternehmen, Kreditfonds und Infrastruktur investieren können. Dies ist teilweise schon mit Beträgen ab 25 Euro im Monat möglich.
 

Im September 2025 brachte der Neobroker Trade Republic ein neues Angebot auf den Markt und bewirbt Private-Equity-ELTIFs schon ab einem Euro und monatlicher Handelbarkeit. Ein Handel ist aber nur möglich, wenn Verkäufer einen Käufer finden. Garantiert ist dies nicht. 

Und die ausgewiesenen Orderkosten sind nicht die einzigen Gebühren, die anfallen. Wer genauer hinsieht und auf die Produktdetails achtet, erkennt insbesondere die hohen laufenden Kosten. 

So fallen Stand September 2025 zum Beispiel beim beworbenen Apollo Global Private Markets ELTIF 2,8 Prozent laufende Fondskosten zuzüglich 1,71 Prozent Performance Fee an. Beim EQT Nexus ELTIF sind es Fondskosten von 2,35 Prozent. Ferner können zusätzliche Ausstiegskosten hinzukommen und auch die Handelbarkeit kann eingeschränkt sein. Dieses Beispiel zeigt, warum Sie Werbeaussagen kritisch prüfen sollten.

Anbieter werben zudem damit, dass Sie mit einem ELTIF die Energiewende unterstützen oder in Infrastrukturprojekte mit hohem Investitionsbedarf investieren können. All das soll attraktive Renditen bringen. Manche Anbieter behaupten sogar, ELTIFs können die neuen ETFs (Exchange Traded Funds) sein - mit Aussicht auf zweistellige Renditen.

Die Verbraucherzentralen sehen vor allem diesen letzten Punkt kritisch. Je höher die möglichen Renditen, desto größer auch das Risiko.

Beachten Sie: Vermittler bekommen eine Provision, wenn Sie Ihnen einen ELTIF verkaufen. Bleiben Sie daher skeptisch. Der Vermittler könnte Ihnen das Produkt auch aus eigenem Interesse anbieten.

So funktionieren ELTIFs

Bevor Sie sich für eine Anlageform entscheiden, sollten Sie sich gründlich informieren und Vor- und Nachteile abwägen:

  • ELTIFs sind langfristige Sachwertinvestitionen. Zum Teil sind sie schon mit kleinen Beträge, etwa 25 Euro monatlich, möglich.
  • Geschlossene ELTIFs haben Laufzeiten von bis zu 30 Jahren, während offene ELTIFs keine feste Obergrenze haben.
  • ELTIFs können bis zu 20 Prozent in eine einzelne Anlage investieren, was eine gewisse, aber begrenzte Diversifikation bedeutet. Sie erreichen längst nicht die breite Risikostreuung wie etwa ein ETF, der in Hunderte oder Tausende von Unternehmen investiert.
  • Die Liquidität ist stark eingeschränkt. Seien Sie sich bewusst, dass ein Ausstieg oft nur zu bestimmten Terminen oder gar nicht möglich ist. Bieten Anbieter an, Anteil vorzeitig zurückzunehmen, ist dies an Bedingungen und Haltefristen geknüpft.
  • Da es sich um nicht börsennotierte Unternehmen handelt, ist ein Börsenverkauf nicht möglich. Sie brauchen trotzdem ein Wertpapierdepot.
  • Wie bei allen Anlageformen sollten Sie die Kosten sorgfältig prüfen. Für Privatanleger kann ein Ausgabeaufschlag von bis zu 5 Prozent fällig werden. Laufende Kosten und Performance Fees können die Rendite erheblich schmälern. Gerade Dachfonds sind oft besonders teuer.
  • Renditeversprechen oder -ziele bei einem ELTIF hängen davon ab, wie sich die Projekte, in die sie investieren, entwickel und sind nicht garantiert, anders als wie etwa der vereinbarte Zins beim Festgeld.

Davor warnen die Verbraucherzentralen

Nach Auffassung der Verbraucherzentralen eignen sich ELTIFs nicht für Privatanleger:innen, weil ihnen die Informationen fehlen, die sie für eine fundierte Entscheidung brauchen. Für Unternehmensbeteiligungen sind umfangreiches Fachwissen und tiefe Marktkenntnisse erforderlich. 

Zu welchem Ausgabepreis ELTIFs angeboten werden, ist im Gegensatz zu börsengehandelten Wertpapieren intransparent. Der Handel an der Börse sorgt immer für eine faire Rendite im Verhältnis zum eingegangenen Risiko. Bei ELTIFs hingegen werden die Preise sowie eventuelle Zinszahlungen vom Emittenten festgelegt. Kleinanleger:innen können daher kaum beurteilen, ob eine versprochene Rendite tatsächlich fair ist. 

Wann immer hohe Renditen versprochen werden, gehen damit aber auch immer hohe Risiken einher. Bei ELTIFs droht der Totalverlust des eingesetzten Kapitals. 

Je nach Ausgestaltung des ELTIF besteht ferner die Gefahr, dass Privatanleger:innen nur noch solche Projekte angeboten werden, an denen sich institutionelle und professionelle Investoren mangels attraktiven Chancen-Risiko-Profils nicht beteiligen wollten. Oft ist es aber auch Profis nicht gelungen, mit Infrastrukturprojekten und Private Equity-Beteiligungen überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. 

ELTIFs sind aus Sicht der Verbraucherzentralen als Geldanlage für Privatanleger nicht geeignet. Wer trotz der damit verbundenen Risiken hier Geld investieren will, sollte dies nur als kleinen Teil eines breit gestreuten Portfolios tun. Also als Beimischung von höchstens fünf Prozent des Gesamtvermögens, und nur mit Kapital, das kurz- und mittelfristig nicht benötigt wird. Einen möglichen Verlust bis ihn zum Totalverlust sollten Sie finanziell verkraften können, ohne dass die eigene finanzielle Lebensplanung gefährdet würde.  

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