Grüne und ethische Banken: Nachhaltigkeit beginnt beim Girokonto

Pressemitteilung vom
Für viele ist das Girokonto der erste Schritt in die Welt der Finanzen. Doch in Zeiten des wachsenden Umweltbewusstseins und der sozialen Verantwortung wird auch die Wahl des richtigen Kontos immer wichtiger. Wer wissen möchte, wie man grün spart und investiert, findet bei der Verbraucherzentrale Hilfe und Tipps.
Sprössling wächst aus einem Münzstapel
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Bei der Finanzplanung nehmen viele häufig langfristige Geldanlagen wie Aktien oder Staatsanleihen in den Fokus. Das Girokonto und andere Bankeinlagen, wie etwa Tagesgeld- oder Festgeldkonten, bleiben dabei oft unbeachtet.

„Es wird übersehen, dass Banken Einlagen auf Girokonten nicht einfach in einem großen Geldspeicher sammeln, sondern entsprechend ihrer eigenen Anlagegrundsätze aktiv investieren. Diese Grundsätze können Nachhaltigkeit berücksichtigen oder auch nicht“, erklärt Fabian Herbolzheimer von der Verbraucherzentrale Sachsen. Wie nachhaltig die eigene Bank abschneidet, verrät beispielsweise der Fair Finance Guide Deutschland.

Nachhaltigkeit kann jedoch Rendite kosten. Banken mit Nachhaltigkeitsanspruch bieten möglicherweise niedrigere Zinsen auf Einlagen und höhere Gebühren für Kontoführung oder Börsenhandel im Vergleich zu konventionellen Banken. Dennoch wächst das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen stetig. Eine Umfrage der Verbraucherzentrale Bremen aus dem Jahr 2022 zeigt, dass immer mehr Menschen ihr Geld nachhaltig anlegen wollen.

Trotz des wachsenden Angebots an nachhaltigen Finanzprodukten bleibt die Transparenz und Verständlichkeit der Produktinformationen eine Herausforderung. Unterschiedliche Ansätze wie ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) oder SRI (Sozial verantwortliche Investitionen) erschweren eine klare Bewertung von Unternehmen. Eine einheitliche Definition für nachhaltige Geldanlagen fehlt bislang. Außerdem gibt es aktuell keine verbindlichen Nachhaltigkeitskriterien. Deswegen gibt es derzeit noch Produkte mit geringen Anforderungen auf dem Markt.

Anleger*innen sollten sich kritisch mit den Angeboten auseinandersetzen und Produktinformationen anfordern, um sogenanntes "Greenwashing" oder "Impact Washing" zu vermeiden. Siegel und Labels können eine Orientierung bieten, sollten jedoch stets kritisch hinterfragt werden. „Um wirkungsvoll zu investieren, ist es entscheidend, kritisch zu hinterfragen, gut informiert zu sein und die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen genau zu kennen“, so Fabian Herbolzheimer. Die Verbraucherzentralen bieten bundesweit anbieterunabhängige Beratung durch Finanzexpert*innen a
 
Die Verbraucherzentrale Sachsen berät zu nachhaltigen Versicherungsprodukten und unterstützt bei der Wahl des passenden Angebotes. Termine können online oder telefonisch unter 0341-6962929 vereinbart werden.

Text 1 der PI-Reihe zur nachhaltigen Finanzplanung: "Mehr als nur Öko-Fonds"

MEHR ALS NUR ÖKOFONDS

Warum Nachhaltigkeit in der Finanzplanung mehr zu bieten hat

Das Interesse an nachhaltigen Produkten hat auch die Finanzwelt erreicht. Viele Anleger*innen möchten nicht, dass ihr Geld in Staaten oder Unternehmen investiert wird, die nicht ihren Vorstellungen von einem fairen Wirtschaften gerecht werden. Sie suchen stattdessen nach zukunftsgerechteren Möglichkeiten zum Vermögensaufbau und Absichern. Die Branche reagiert darauf mit Versicherungen und Geldanlagen, die genau das versprechen. Aber bei der Frage, ob diese Versprechen auch eingehalten werden, versinkt man schnell in einem Dickicht aus Nachhaltigkeits-Begriffen und deren Umsetzung in Finanzprodukten. Ob darin letztlich das enthalten ist, was sich Verbraucher*innen davon erhoffen, ist mitunter schwer nachzuvollziehen.

Nachhaltigkeit als gleichberechtigter Baustein bei der Produktwahl

„Nachhaltigkeit ist in der Finanzberatung zu einem gleichberechtigten Mitspieler neben bekannten Kriterien wie Sicherheit, Laufzeit und Rentabilität geworden. Genauso muss es aber auch behandelt werden. Es findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern sollte Teil einer abgestimmten Finanzplanung sein“, meint Madlen Müller, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Aus diesem Grund beleuchten die Berater*innen der Verbraucherzentrale Sachsen diese Facette der Finanzplanung wie jede andere. „Nachhaltigkeit anzusprechen gehört einfach dazu. Völlig egal ob es um Versicherungen, Geldanlage oder die Kontoführung geht.“, so Müller weiter.

Information und Orientierung in allen Finanzangelegenheiten

Wie bei allen Beratungsanfragen stehen der Wunsch und der Bedarf der Ratsuchenden im Mittelpunkt. „Wir können und wollen zeigen, was möglich und individuell passend ist und welche Konsequenzen entstehen können. Die Entscheidung für oder gegen ein klassisches, ethisches, grünes oder digitales Angebot treffen am Ende immer die Verbraucher*innen“, sagt Müller.

Text 2 der PI-Reihe zur nachhaltigen Finanzplanung: "Was die Finanzbranche meint, wenn sie ‚Nachhaltigkeit‘ sagt"

Was die Finanzbranche meint, wenn sie ‚Nachhaltigkeit‘ sagt

Die Verbraucherzentrale schafft Durchblick im Dickicht der Nachhaltigkeitsbegriffe

Ist ein E-Auto nachhaltig, egal woher der Strom kommt? Ist ein Atomkraftwerk nachhaltiger als Kohlestrom? Und ist ein Hersteller von Windrädern nachhaltig, auch wenn er seine Angestellten schlecht bezahlt?

Unter Nachhaltigkeit versteht fast jeder Mensch etwas anderes. Deshalb überrascht es wenig, dass Finanzprodukte, die sich an eine Vielzahl von Menschen richten, nicht die Definition jedes Einzelnen treffen können. Dennoch kann es überraschen, wie wenig die in einem Aktienfonds mit Nachhaltigkeitsanspruch enthaltenen Unternehmen mit der eigenen Vorstellung von Nachhaltigkeit zu tun haben.
 
„Es gibt verschiedenste Arten wie die Finanzbranche versucht Nachhaltigkeit abzubilden. Das kann bedeuten, auf bestimmte Unternehmen oder Branchen völlig zu verzichten. Es kann aber auch bedeuten, in bestimmte Branchen zu investieren, die viele nicht gerade mit Nachhaltigkeit verbinden. Dort werden dann aber nur die Unternehmen ausgewählt, die im Vergleich sehr strenge Kriterien erfüllen.“, erklärt Fabian Herbolzheimer von der Verbraucherzentrale Sachsen. Erschwert wird die Auswahl darüber hinaus auch durch ganz eigene Abkürzungen und Begrifflichkeiten der Finanzwelt. So steht das Kürzel ESG etwa für Environmental, Social and Governance (etwa: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung), die Formel SRI für Socially Responsible Investment (etwa: sozial verantwortliches Investieren).
 
„Letztlich ist das Versprechen von Nachhaltigkeit nichts anderes als das Versprechen von Rendite oder Sicherheit. Um herauszufinden, ob ein Produkt für mich geeignet ist, muss ich mich intensiv damit beschäftigen und mich unabhängig beraten lassen. Nur so kann ich erkennen, ob das Versprechen auf mich zutrifft und ich ihm vertraue“, meint Herbolzheimer weiter. Dass das mitunter bedeuten kann, sich in Unterlagen einzulesen, die zunächst schwer verständlich sind, sollte dabei niemanden abschrecken.

Die Verbraucherzentrale berät zu nachhaltigen Bank-, Versicherungs- und Anlageprodukten und hilft Ratsuchenden bei der Wahl des passenden Angebotes. Termine können online oder telefonisch unter 0341 - 696 2929 vereinbart werden.

Text 3 der PI-Reihe zur nachhaltigen Finanzplanung: "Ausgezeichnete Nachhaltigkeit?!"

Ausgezeichnete Nachhaltigkeit?!

Ob Siegel und Ratings zur Nachhaltigkeit von Finanzprodukten halten, was sie versprechen?

Man kennt sie von Elektrogeräten, dem Druckerpapier aber vor allem von Lebensmitteln: Label und Siegel, die Umweltverträglichkeit, Faires Wirtschaften oder Nachhaltigkeit belegen sollen. Kein Wunder also, dass ein Markt, der sich den nachhaltigen Finanzprodukten zuwendet auch Nachhaltigkeitssiegel und Ratings für Finanzprodukte hervorbringt. Dazu Madlen Müller, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Sachsen: „Wir nehmen wahr, dass Verbraucher*innen, die sich für eine nachhaltige Ausrichtung ihrer Finanzen interessieren, mitunter eine Überforderung durch die große Auswahl an verschiedenen Kriterien der Nachhaltigkeit erleben. Siegel wollen hier Abhilfe schaffen und dabei helfen, die Auswahl einzugrenzen.“

Empfehlungen durch Siegel müssen geprüft werden

Erschwert wird diese Idee allerdings dadurch, dass es für die Herausgeber von Siegeln oder Ratingergebnissen ebenso eine Vielzahl an Definitionen von Nachhaltigkeit gibt, wie für die Finanzprodukte selbst. Auch hier gibt es eher laxe und sehr strenge Vorgaben. Ein weiterer Punkt kann die Finanzierung von Interessen der Herausgeber sein. Unabhängigkeit sollte daher als Kriterium ganz oben auf der Liste stehen.
 
 „Das Problem wird gewissermaßen nur auf eine andere Ebene verschoben. Ich muss mich nicht mehr damit auseinandersetzen, ob das Produkt selbst meine Vorstellung von Nachhaltigkeit abbildet. Ich muss mich auf die nahezu gleiche Weise damit befassen, ob der Prüfprozess und die Auswahlkriterien des Siegels zu meinen Ansprüchen passen.“, ergänzt Müller.
 
Viele Herausgeber haben sich zudem auf einen bestimmten Bereich des Finanzmarktes spezialisiert. Nicht jedes Siegel, das beispielsweise eine Bewertung von Wertpapierfonds vornimmt, prüft auch automatisch Banken.
 
Dennoch können Nachhaltigkeitssiegel den Prozess zumindest abkürzen. Hat man einmal ein passendes Siegel oder ein Rating für einen bestimmten Marktbereich gefunden, muss nicht mehr jedes Produkt einzeln untersucht werden. „Ein Ticket für sorgenfreie Finanzgeschäfte sind solche Informationsquellen jedoch nicht. Zumal sie in der Regel nichts darüber aussagen, ob diese oder jede Anlageform auch tatsächlich der Erfahrungen, der Risikobereitschaft und den Zielen der Anlegenden entspricht“, sagt Müller abschließend.
 
Einen Überblick über Siegel und Ratings können auch die Berater*innen der Verbraucherzentrale Sachsen geben. In diesem Gespräch können dann auch die individuellen Bedürfnisse besprochen und die richtige Form der Geldanlage gefunden werden.Termine können online oder telefonisch unter 0341 - 696 2929 vereinbart werden.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.


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