ETF-Kauf: Auf diese Kriterien sollten Sie bei der Auswahl achten

Stand:
Wenn Sie einen Aktien-ETF kaufen möchten, sollten Sie einige Punkte beachten. Nicht alle ETFs, die in Aktien anlegen, eignen sich für den Vermögensaufbau oder zur Altersvorsorge. Informieren Sie sich deshalb vorab auf welche Kriterien es bei der Auswahl ankommt.
Jemand zeichnet mit Kreide eine Kursentwicklung auf eine Tafel

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ein ETF ist ein Investmentfonds, der an der Börse gehandelt wird und dessen Anlagestrategie darin besteht, einen bestimmten Index nachzubiden. Je mehr Aktien im AktieniIndex enthalten sind, , desto besser ist die Risikostreuung. So können Sie mit einem ETF recht einfach in mehr als 3000 Aktien weltweit investieren.
  • Bei der Auswahl eines ETF sollten Sie außerdem auf niedrige Kosten und hohes Fondvolumen achten.

 

On

ETF: Was ist das überhaupt?

Exchange Traded Fund, kurz ETF, heißt übersetzt "börsengehandelter Fonds". Er ist im Vergleich zu aktiv gemanagten Investmentfonds oder Zertifikaten einfach aufgebaut und sehr transparent. Allerdings sollte ein Aktien-ETF, der das Ziel des Vermögensaufbaus oder der Altersvorsorge hat, über einen passenden Index möglichst breit - im Idealfall weltweit - streuen. Auf viele Aktien-ETFs trifft aber genau dies nicht zu, weshalb sie für diese Ziele eher nicht geeignet sind. Daher sollten Sie sich vorab über die wichtigsten Auswahlkriterien informieren.

Angaben zu den Kriterien für ETFs finden Sie auch in den jeweiligen "wesentlichen Anlegerinformationen" oder in den "Factsheets" der Fonds. Sie können sie auf den Websites Ihrer Bank, der Fondsgesellschaft oder in Finanzinformationsportalen im Internet abrufen. Mehr zu den Vor- und Nachteilen von ETFs lesen Sie im außerdem verlinkten Artikel.

Der abgebildete Index

ETFs gehören ganz allgemein zu den Investmentfonds, von denen es viele verschiedene Arten gibt. Sie weisen aber zwei Besonderheiten auf. Die erste ist, dass sie an einer Börse gehandelt werden. Daher kommt auch ihr Name: ETF steht für Exchange-Traded-Fund. Gegenüber Fonds, die man nicht an der Börse kaufen kann, haben börsengehandelte Fonds einen entscheidenden Vorteil: Sie sind günstiger, weil man den so genannten Ausgabeaufschlag spart. Die zweite Besonderheit von ETFs ist, dass ihre Anlagestrategie darin besteht, die Wertentwicklung eines bestimmten Index nachzubilden. Auch dies hat für Sie als Anleger ganz erhebliche Kostenvorteile: die jährlichen Verwaltungskosten sind niedriger als bei anderen Fonds. 

Es gibt aber viele Indizes, die sich für eine langfristige Anlagestrategie nicht eignen. So enthalten manche Indizes nur wenige Aktien und sind daher unnötig riskant. Andere werden nach komplexen und nicht so einfach nachvollziehbaren Kriterien berechnet, was bei so genannten Branchen-, Strategie- oder Faktor-Indizes der Fall ist. Diese versuchen zum Beispiel, Aktien mit besonders hoher Dividendenausschüttung oder besonders wachstumsstarke Unternehmen einer Branche in einem Index zu vereinen.

Derartige ETFs sind nicht die erste Wahl beim Vermögensaufbau, weil Sie damit im Regelfall nur unterdurchschnittliche Renditen erzielen. Überdurchschnittliche Renditen sind hier reine Glückssache. Entscheidend für eine erfolgreiche Anlagestrategie sind nur zwei Faktoren: eine breite Risikostreuung und geringe Kosten. Mit ETFs, die folgende Indizes nachbilden, erhalten Sie eine sehr breite Risikostreuung am Aktienmarkt:

Mit den vorgenannten Indizes wird das Ziel verfolgt, die Entwicklung der Aktienmärkte weltweit nachzubilden. Ein ETF, der einen dieser Indizes abbildet, bietet eine ausreichend breite Risikostreuung. Alterntiv können Sie aber ein Welt-Portfolio auch selbst zusammenstellen, indem Sie ETs auf einige andere Indizes aus den großen Anlageregionen miteinander kombinieren. Dann kommen folgende Indizes in Frage:

  • Europa: Stoxx Europe 600, MSCI Europe, FTSE Developed Europe,
  • Nordamerika: S&P 500, MSCI USA, MSCI North America,
  • Schwellenländer: MSCI Emerging Markets.

Zu allen genannten Indizes existieren ETFs von verschiedenen Anbietern. Sie tragen alle den Namen des Index, meist ergänzt um den Namen des Herausgebers sowie um eine Abkürzung, die auf die Ertragsverwendung hinweist. So steht ACC für Ertragsansammlung (accumulating), DIS für Ertragsausschüttung (distributing).

Für ETFs, die in Anleihen statt in Aktien investieren, gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Indizes. Sie sind generell weniger bekannt als Aktienindizes. Beispiele für Indizes auf Anleihen aus dem Euroraum sind:

  • Unternehmensanleihen in Euro: Bloomberg Euro Corporate Bond Index,
  • Staatsanleihen der Euro Mitgliedsländer: Bloomberg Euro Aggregate Treasury Index, iBoxx EUR Sovereigns Eurozone oder Bloomberg Euro Government Bond 1-3yr Index.

Aber auch hier gilt: Anleger sollten schauen, was in einem Index steckt. Die Informationen sind in den Factsheets des Indexanbieters abrufbar, welche Sie im Internet finden können, wenn Sie nach dem Indexnamen und einer PDF-Datei suchen. Wichtig sind etwa

  • die Restlaufzeiten der enthaltenen Anleihen,
  • die Kreditwürdigkeit der Emittenten, wobei Staatsanleihen sicherer sind als Unternehmensanleihen und
  • die Währung, in denen die Anleihen notieren.

Die Kosten

Für den Kauf von ETFs müssen Sie eine Wertpapierorder erteilen, denn ETFs werden über den Börsenhandel erworben. Die einmaligen Kosten dafür betragen in der Regel je nach Direktbank oder Broker Null bis 1 Prozent der Anlagesumme. Bei aktiv verwalteten Fonds dagegen müssen Sie in der Regel einen Ausgabeaufschlag von 5 Prozent bezahlen.

Auch die laufenden Kosten sind bei ETFs niedriger. So verlangen aktiv gemanagte Aktienfonds im Schnitt eine Verwaltungsgebühr von gut 1,5 Prozent im Jahr. Bei ETFs müssen Anleger meist mehr als 0,2 Prozent Verwaltungsgebühren im Jahr bezahlen.  Außerdem sind die Transaktionskosten bei ETFs viel geringer, weil die im Fonds enthaltenen Wertpapiere nicht so oft ge- und verkauft werden wie es bei aktiven Anlagestrategien der Fall ist.

Die Art der Ertragsverwendung

Bei Aktien-ETFs fallen laufende Kapitalerträge an. Dabei handelt es sich um regelmäßige Dividendenzahlungen der Unternehmen, die sich im Fondvermögen befinden. 'Bei Renten-ETFs fallen stattdessen Zinszahlungen von den Herausgebern der Anleihen an. Wie andere Investmentfonds auch, unterscheiden sich ETFs darin, was sie mit diesen Einnahmen machen. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten:

  • ausschütten, oder englisch "distributing" oder
  • thesaurieren, oder englisch "accumulating".

Ausschüttende ETFs geben Dividenden und Zinsen einmal pro Quartal oder pro Jahr direkt an die Anleger weiter. Das Geld wird dann auf das Verrechnungskonto des Depots gebucht. Der Anteilspreis des ETFs sinkt um den Betrag der Ausschüttung. Die Auszahlung können Sie dann entweder neu anlegen oder anderweitig verwenden.

Thesaurierende ETFs dagegen investieren die ihnen zugeflossenen Mittel erneut in den Kauf der Fondsanteile. Das Geld bleibt also im Fonds, und Anleger müssen sich keine Gedanken über die Wiederanlage machen. Allerdings haben sie auch keine laufenden Einnahmen.

Steuerlich werden ausschüttende und thesaurierende ETFs ähnlich behandelt. Sie können sich daher eine Ertragsverwendung aussuchen, die am besten zu Ihrem Anlageziel passt. Bei langfristigem Vermögensaufbau ist eine Thesaurierung im Regelfall am bequemsten.

Das Fondsvolumen

Bei diesem Kriterium gilt eine einfache Faustformel: Wählen Sie nur Fonds, die mindestens über rund 500 Millionen Euro Fondsvolumen verfügen. Je geringer das Vermögen ist, das in einem ETF verwaltet wird, desto größer ist die Gefahr, dass die Fondsgesellschaft den Fonds irgendwann schließt oder dieser mit einem anderen Fonds verschmolzen wird. Beides ist zwar keine Katastrophe, kann aber zusätzliche Kosten verursachen, wenn Sie Ihre Mittel wieder anlegen möchten. Verschmilzt ein ETF mit einem ETF, der ein anderes Fondsdomizil hat (zum Beispiel ein ETF aus Luxemburg mit einem ETF aus Irland), ist das außerdem steuerrechtlich eine Veräußerung. Dann müssen zwischenzeitliche Gewinne gegebenenfalls versteuert werden, sofern der Sparerpauchbetrag bereits ausgeschöpft ist.

Größere Anbieter haben in dieser Hinsicht einen Vorteil, weil ihre Fonds oft mehr Mittel verwalten. Und weit verbreitete Indizes sind einmal mehr besser als exotische.

Die Fondswährung

Einige ETFs werden in US Dollar (USD) gehandelt, andere in Euro. Welche Währungen im Fondsvermögen enthalten sind, hängt aber nur von den jeweiligen Wertpapieren ab. Aktien amerikanischer Unternehmen werden immer in US Dollar gehandelt, Aktien aus der Schweiz immer in Schweizer Franken usw.

Bei einem ETF, der weltweit streut, halten Sie damit automatisch auch immer einen breit gestreuten Währungskorb. Weil die meisten und die größten Aktiengesellschaften weltweit ihren Sitz in den USA haben, dominiert der US Dollar als Währung das Portfolio der ETFs, die den MSCI World, den MSCI All Country World oder den FTSE All-World abbilden. Mal erhöht oder reduziert das die Rendite der Anleger in Euro, je nachdem, wie sich der Wechselkurs entwickelt.

Die Währung des ETF ist also kein Auswahlkriterium. Wenn Sie keine Währungsrisiken tragen wollen, müssen Sie entweder ETFs auswählen, die diese Risiken absichern. Sie sind meist mit dem Zusatz "EUR hedged" gekennzeichnet. Das ist aber teuer, weshalb die Verbraucherzentralen bei langfristiger Anlagestrategie davon abraten. Alternativ können Sie auch ETFs auswählen, die nur Wertpapiere aus dem Euro-Raum enthalten.

Der Aufbau des Fonds

ETFs bilden Indizes vor allem auf 3 Arten nach: vollständig, optimiert oder synthetisch. Alle 3 Verfahren haben ihre Berechtigung und sind nicht schlechter oder riskanter als die anderen.

  1. Entweder halten sie tatsächlich alle Aktien eines Index direkt - und zwar im gleichen Verhältnis, wie sie auch im Index vertreten sind. Dieses Verfahren heißt volle Replikation (Nachbildung). Es wird meist nicht angeboten, weil die volle Replikation teuer ist, insbesondere bei sehr großen Indizes, die auch viele kleineren Aktien enthalten.
  2. Meist enthalten die Fonds nur einen Ausschnitt der Aktien des Index, ergänzt um einige Derivate. Dann spricht man von einer "optimierten" Nachbildung.
  3. Bei der synthetischen Replikation hält ein ETF irgendwelche Wertpapiere, die mit dem Index nichts zu tun haben und schließt gleichzeitig einen Vertrag, eine sogenannte Swap-Vereinbarung, mit einer Bank ab. Die verpflichtet sich darin, die Unterschiede zwischen der Entwicklung des Index und des vom Fonds gehaltenen Wertpapierkorbes auszugleichen.

Ausführliche Erklärungen, wie ein Index abgebildet wird, lesen Sie in diesem Beitrag.

Die Tracking Differenz

Die Tracking Differenz beziffert den Unterschied zwischen der Rendite des Fonds und der Rendite des Index. Theoretisch entspricht sie etwa der Höhe der laufenden Kosten. In der Praxis liegt sie manchmal darüber, manchmal darunter. Dafür kann es verschiedene Gründe geben:

  • Wie wird der steuerliche Abzug bei Ertragsausschüttungen im Index und den tatsächlichen Steuern im Fondsvermögen berechnet? Bei einigen Indizes, z.B. Euro Stoxx 50, ist deshalb Rendite der ETFs regelmäßig sogar höher als die des Index (was aber nicht bedeutet, dass diese ETFs besser sind als andere).
  • Wie sieht der Liquiditätsbestand aus, etwa nach Dividendenausschüttungen? Mehr Liquidität bei steigenden Aktienkursen erhöht die Tracking Differenz.
  • Wurden Erträge aus der Wertpapierleihe gutgeschrieben? Einige Anbieter schreiben mehr gut als andere, was die Tracking Differenz reduziert.
  • Wie ist das Timing bei Indexanpassungen? Die Aktien, die in den Aktienindizes enthalten sind, werden immer wieder mal ausgetauscht. Auch dadurch kann eine (zufällige) Differenz zum Index entstehen.

Bei den oben genannten großen weltweiten Aktienindizes sind die Tracking Differenzen sehr gering. Sie können diese indirekt an der Fondsrendite der letzten Kalenderjahre ablesen, wenn Sie diese Rendite mit der des Index vergleichen.

Achten Sie bei diesem Vergleich aber darauf, dass Währung des Fonds und Währung des Index übereinstimmen. Einige Anbieter zeigen im Factsheet die Renditen in USD, wenn der Index in US Dollar berechnet wird. Das ist bei allen weltweiten Indizes regelmäßig der Fall. Andere Anbieter zeigen im Factsheet die Renditen in Euro, auch die der Indizes.

Die Stiftung Warentest bietet online sowie in jedem Monatsheft einen Vergleich verschiedener ETFs an.

Geldanlage mit ETFs

Podcast: Geldanlage mit ETFs

Wofür steht die Abkürzung ETFs, wo liegen die Risiken bei der häufig empfohlenen Anlageform, und wie geht man konkret vor, wenn man in ETFs investieren möchte? Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklärt im Gespräch mit Niklaas Haskamp, was Sie wissen sollten, um Ihr ETF-Investment kompetent umzusetzen.

Ratgeber-Tipps

Das Haushaltsbuch
Mit dem Haushaltsbuch der Verbraucherzentrale führen Sie Ihr "Unternehmen Haushalt" erfolgreich - Sie…
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.

Ärger mit Strom-, Gas- und Fernwärmeverträgen

Viele Verbraucher:innen haben Preiserhöhungen für ihre Strom-, Gas- und Fernwärmeverträge oder die Kündigung erhalten. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen klagen gegen mehrere Unternehmen wegen rechtswidrigen Verhaltens.
Ein Mann fährt auf einem Lastenfahrrad

Verkaufsstopp bei Babboe: Zwei weitere Modelle sind betroffen

Die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbrauchsgütersicherheit hatte im Februar den Verkauf von Lastenrädern der Marke Babboe gestoppt. Da bei einigen Modellen Sicherheitsmängel vorlagen, die zum Teil in Rahmenbrüchen endeten, muss sich der Lastenfahrrad-Hersteller nun mit strafrechtlichen Ermittlungen auseinander setzen.