Wieso wurde der Leitzins erhöht?
Die EZB möchte so die Inflation bekämpfen. Vereinfacht gesprochen geht das so:
Wenn Zinsen steigen, werden Kredite teurer. Unternehmen investieren weniger und Verbraucher:innen kaufen weniger ein. Wenn die Habenzinsen steigen, sparen sie auch wieder mehr. In der Folge geht die Nachfrage zurück, was zu sinkenden Preisen oder zumindest zu weniger stark steigenden Preisen führt.
Im Juni 2023 lag die Inflation in Deutschland bei 6,4 Prozent. Das bedeutet, dass das Preisniveau im Vergleich zu Juni 2022 um 6,4 Prozent gestiegen ist. Seit einigen Monaten ist die Inflation leicht rückgängig. Zu bedenken ist aber auch, dass die Inflation letztes Jahr im Mai bei 7,64 Prozent lag.
Beispiel:
Falls eine Ware im Juni 2021 noch 1.000,00 Euro gekostet hat, hätte man also im Mai 2022 den Betrag von 1.076,00 Euro bezahlen müssen. Jetzt im April 2023 wäre es schon 1.144,86 Euro. In der Gesamtbetrachtung entspricht dies einer durchschnittlichen Inflationsrate von ziemlich genau 7 Prozent. Das Ergebnis von 1.144,86 Euro entspricht somit fast genau der Summe der beiden einzelnen Inflationsraten, also 14 Prozent.
Was hat der Leitzins mit Inflation zu tun?
Steigt das Preisniveau von Waren und Dienstleistungen allgemein, und nicht nur die Preise einzelner Produkte (wie derzeit zum Beispiel Energie und Lebensmittel), so bezeichnet man dies als Inflation. Gemessen wird die Inflation in einem bestimmten Zeitraum, oft im Vergleich mit den Preisen aus dem Vorjahr. Man nennt Inflation auch Teuerung oder Preissteigerungsrate. Entsprechend spiegelt Inflation die Abnahme der Kaufkraft wieder und somit den realen Wertverlust des Geldes.
Die Zentralbank versucht durch die Anpassung des Leitzinses indirekt Einfluss auf die Preise zu nehmen. Ein Anstieg des Leitzinses soll auch dazu führen, dass die Güternachfrage sinkt. Denn: Erhöht sich die Nachfrage bei gleichem oder abnehmendem Güterangebot, steigen die Preise. Das erleben Verbraucher:innen unter anderem am Preis für Gas und Lebensmittel – besonders seit Beginn des Ukrainekriegs und der Energiekrise.
Höhere Zinsen sollen dazu beitragen, Preise zu stabilisieren. Denn in der Theorie streichen Unternehmen Investitionsvorhaben, wenn Kredite teurer werden. Haushalte reduzieren den Konsum und sparen mehr. Angebot und Nachfrage ändern sich und ergeben einen neuen, in dem Fall niedrigeren Preis. Es dauert allerdings in der Regel ein paar Monate, bis die Zinserhöhung wirkt. Für die Wirkung ist auch entscheidend, ob weitere Schritte folgen werden.