Obst und Gemüse mit Natron waschen – bringt das wirklich etwas?

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Hilft Natron wirklich, Obst und Gemüse von Pestiziden zu befreien? Ein Social-Media-Trend verspricht "pestizidfreie" Früchte nach dem Natron-Bad. In diesem Artikel erfahren Sie, was dahintersteckt, welche Grenzen diese Methode hat und wie Sie Ihr Essen am besten reinigen und lagern.
Obst und Gemüse liegen in einer Auslage

Das Wichtigste in Kürze:

  • Natronbäder können nur oberflächliche Pestizide reduzieren, nicht solche im Inneren der Frucht.
  • Normales Abspülen und Abreiben reicht meist aus. Rückstände sind in der Regel unbedenklich.
  • Bio-Obst und –Gemüse Produkte sind deutlich seltener belastet und eine gute Alternative für die, die auf Nummer sicher gehen wollen.
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Kann Natron wirklich Pestizide in Obst und Gemüse entfernen?

In sozialen Netzwerken tauchen regelmäßig sogenannte Lifehacks auf – kleine Tricks, die im Alltag helfen sollen. Besonders beliebt sind Tipps rund ums Thema Gesundheit. 

Eine Influencerin etwa rät, Obst und Gemüse einfach mit Natron zu waschen. Ein Liter Wasser, ein Esslöffel Natron sowie 20 Sekunden im Thermomix sollen angeblich alle Pestizide zuverlässig entfernen. Klingt praktisch, aber ist das wirklich so einfach? 

Tatsächlich gibt es wissenschaftliche Untersuchungen: Forscher in den USA haben Äpfel 15 Minuten lang in eine Natronlösung gelegt. Dabei konnten bestimmte Pestizide auf der Oberfläche, zum Beispiel Thiabendazol oder Phosmet, weitgehend entfernt werden. Mit Ultraschall verstärkte sich der Effekt sogar noch. 

Allerdings gilt: Nicht alle Pestizide lassen sich mit Wasser oder Natron lösen. Einige Wirkstoffe sind fettlöslich und lagern sich in die Wachsschicht von Obst wie Äpfeln ein. Andere, sogenannte systemische Pestizide, dringen sogar tief ins Fruchtfleisch ein. Diese Rückstände bleiben auch nach gründlichem Waschen bestehen. Natron kann also helfen, aber es entfernt nie alle Rückstände. 

Neben Natron kursieren auch Tipps, Obst und Gemüse mit Essig, Zitronensaft oder sogar Spülmittel zu reinigen. Studien zeigen jedoch: Diese Methoden entfernen Rückstände nicht zuverlässiger als Wasser. Spezielle Obst- und Gemüsewaschmittel bringen ebenfalls keinen belegbaren Vorteil. Zudem können Spülmittel oder Essig den Geschmack oder die Oberfläche der Früchte verändern und Rückstände hinterlassen.

Obst und Gemüse: Reicht normales Abwaschen mit Wasser nicht aus? 

Viele Verbraucher:innen sorgen sich wegen Pestiziden. Doch nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind die Mengen in Deutschland unbedenklich. Für jedes Pflanzenschutzmittel gibt es gesetzlich festgelegte Höchstmengen. In der Regel werden die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten. Die Belastung mit Rückständen von Pestiziden ist bei den meisten Lebensmitteln sogar seit Jahren rückläufig. Das belegen Daten der Lebensmittelüberwachung. 

Die gesundheitliche Wirkung einer Mischung, sogenannte Mehrfachrückstände, verschiedener Pestizide wird bei der Festlegung der Höchstwerte jedoch  bisher nicht berücksichtigt. Der Begriff "Mehrfachrückstände" bedeutet, dass in einem Lebensmittel Rückstände verschiedener Pflanzenschutzmittel gleichzeitig vorkommen können. Sie können diese Rückstände aufnehmen, wenn Sie gleichzeitigen oder kurz nacheinander verschiedene Lebensmittel essen.

Für den Alltag reicht es daher in den meisten Fällen, Obst und Gemüse unter fließendem Wasser gründlich abzuspülen. Untersuchungen zeigen: Rund die Hälfte der oberflächlichen Rückstände verschwinden dabei. Wer zusätzlich die Schale abreibt oder abtrocknet, entfernt noch mehr Rückstände.

Ein längeres Wasserbad hingegen ist nicht sinnvoll. Wasserlösliche Nährstoffe wie Vitamin C können dabei ins Wasser übergehen. Deshalb besser kurz abspülen statt lange einweichen. 

Sind Bio-Obst und -Gemüse wirklich besser?

Wer Pestizide weitgehend vermeiden will, fährt mit Bio-Obst und -Gemüse besser. Laut Ökomonitoring 2024 waren drei Viertel aller untersuchten Bio-Proben komplett rückstandsfrei. Wenn Rückstände gefunden wurden, lagen sie meist nur in Spuren unter 0,01 Milligramm pro Kilogramm.

Zum Vergleich: Konventionelles Obst war im Durchschnitt 76 Mal stärker mit Rückständen belastet, Gemüse sogar 153 Mal. Der Unterschied ist also deutlich.

Alltagstipps: Was ist beim Umgang mit Obst und Gemüse sinnvoll?

Hier finden Sie wichtige Tipps, wie Sie im Alltag am besten mit Obst und Gemüse umgehen:

  • Gründlich waschen: Obst und Gemüse unter fließendem Wasser reinigen. Festere Sorten kräftig abreiben, am besten mit einem Mikrofasertuch oder einer Bürste. Weiches Obst länger abspülen.
  • Abwechslungsreich essen: Vielfalt senkt die Belastung mit Rückständen und bringt zusätzlich wertvolle Pflanzenstoffe.
  • Regional & saisonal bevorzugen: Produkte aus der EU sind meist weniger belastet als Ware aus Drittstaaten.
  • Bio wählen: Ökologisch erzeugtes Obst und Gemüse ist weitgehend rückstandsfrei oder deutlich geringer belastet.
  • Schälen nicht nötig: Schälen entfernt Rückstände, aber auch wertvolle Inhaltsstoffe. Ausnahme sind behandelte Kartoffeln oder Zitrusfrüchte mit Schale.
  • Mehr Wurzelgemüse essen: Karotten, Kartoffeln, Rote Bete oder Spargel haben oft weniger Rückstände als Blatt- und Fruchtgemüse wie Salate, Gurken, Paprika oder Tomaten.

Quellen: 

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